
Erweiterung Bündner Kunstmuseum
Adresse
7000 Chur
GR
Charakteristisch für den Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseums ist seine klare Volumetrie, die auch in ihrer Grösse mit der historistischen Villa Planta – dem alten Standort des Kunstmuseums – und dem Verwaltungsgebäude der Rhätischen Bahn in Dialog tritt. Durch die Neuinterpretation gestalterischer Prinzipien, die in der Villa Planta zu finden sind, wird eine Verbindung zwischen Alt und Neu geschaffen. Die Struktur der Fassade mit ihren Kassettenreliefs wirkt eigenständig, fügt sich jedoch zugleich ins Ensemble ein.
Chronologie
2011 wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, um sowohl den Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseums als auch die Instandsetzung der Villa Planta, erbaut zwischen 1874 und 1876, zu realisieren. Den Wettbewerb für den Erweiterungsbau gewannen die Architekten Fabrizio Barozzi und Alberto Veiga, deren Entwurf schliesslich von 2014 bis 2016 umgesetzt wurde. Für die Sanierung der Villa Planta waren Gredig Walser Architekten verantwortlich. Die Villa Planta, welche bereits zwischen 1987 und 1989 restauriert und umgebaut worden war, wurde im Zuge des Projekts erneut instand gesetzt.
Lage
Das Bündner Kunstmuseum befindet sich etwa 200 Meter südlich des Bahnhofs in Chur. Der Erweiterungsbau grenzt im Osten an die Kauffmannstrasse, im Süden an die Grabenstrasse und im Norden an eine kleine Parkanlage, welche der Verwaltung der Rhätischen Bahn vorgelagert ist. Westlich schliesst die Villa Planta an, die über die Bahnhofsstrasse zugänglich ist. Der Neubau ist von einem öffentlichen Platz umgeben, der mit Natursteinen gepflastert ist, und präsentiert sich – ähnlich wie z.B. die Erweiterung des Kunstmuseums Basel (online) – als eigenständiges Gebäude.
Beschreibung
Der Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseums besteht aus sieben Geschossen, von denen vier oberirdisch sichtbar sind und drei unterirdisch liegen. Die Konstruktion basiert auf zwei parallelen Baukernen, welche die Lastabtragung übernehmen. Die Erweiterung besitzt eine kompakte, quaderförmige Volumetrie, welche sowohl funktional als auch gestalterisch einen eigenständigen Charakter hat. Dennoch weist sie durch die Typologie eines traditionellen symmetrischen Zentralbaus eine gestalterische Verbindung zur historischen Villa Planta auf. Der Neubau und die Villa Planta sind unterirdisch verbunden. In den Untergeschossen befinden sich die Verbindungstreppe und zusätzliche Ausstellungsräume. Diese Verbindung wird durch ein Oberlicht natürlich belichtet, das sowohl im Innen- als auch im Aussenraum die räumliche Beziehung der beiden Gebäude sichtbar macht. Die Erschliessung des Erweiterungsbaus erfolgt von der Grabenstrasse über die Südseite. Das Eingangsportal, das den Zugang zum Alt- und Neubau gewährleistet, wird durch einen hoch aufragenden, abgeschrägten Betonrahmen betont. Das Erdgeschoss öffnet sich nach Osten und Westen durch breite, sechsteilige Fensterbänder, die einen Blick durch das gesamte Parterre ermöglichen. In den oberen Geschossen sind die Fenster hinter strukturierten quadratischen Betonelementen verborgen und nur bei frontaler Betrachtung sichtbar. Diese ausgehöhlten Elemente dienen primär der Lichtzufuhr. Die übrige Fassade besteht aus vorgefertigten, einheitlichen Betonelementen mit Kassettenreliefs, welche die Geschossigkeit kaschieren. Die Reliefs sind das zentrale gestalterische Element. Sie verjüngen sich zur Mitte hin und verleihen der Fassade so eine Tiefenwirkung.
Literatur
- Ludwig, J. Villa Planta in Chur, in: Die Eisenbahn 16/17 (1882), Heft 1, S. 1–3 (online)
- Dosch, Luzi. Villa Planta. Bündner Kunstmuseum Chur, Bern 1991
- Zwyssig, Markus. Bündner Kunstmuseum. Erweiterung und Sanierung Bündner Kunstmuseum Chur, in: Hochbauamt Graubünden 2016, S. 13–66 (online)
- Walser, Daniel. Mausoleum für die Kunst. Erweiterung des Bündner Kunstmuseums in Chur, in: Werk, Bauen + Wohnen 103 (2016), Heft 11, S. 71–75 (online)
- Hornung, René. Der lange Weg zum Kunstmuseums-Umbau, in: Saiten. Ostschweizer Kulturmagazin 24 (2017), Heft 264, S. 30–31 (online)
- Barozzi Veiga. Bündner Kunstmuseum Chur (online)