
Das Schulhaus Waidhalde zeigt viele der Gestaltungselemente des Neuen Bauens. Die ausgeprägt kubische Form des Hauptgebäudes, die reduzierte Gestaltung und die regelmässigen Lochfassaden sind hier exemplarisch zu nennen. Besonders die konsequente Anwendung dieser architektonischen Leitlinien macht die Anlage zu einem der frühen Vertreter dieser Periode im Schulbau.
Chronologie
Das Schulhaus wurde zwischen 1931 und 1933 im Zürcher Quartier Wipkingen unter Leitung des damaligen Stadtbaumeisters Hermann Herter entworfen und realisiert. Nach sechs Jahrzehnten wurde das Ensemble von 1990 bis 1992 einer Gesamtsanierung unterzogen. Seither erfolgten punktuelle bauliche Anpassungen, darunter der teilweise Austausch der Fenster sowie eine Erweiterung der Betreuungsräume. Die ursprüngliche Bausubstanz wurde kaum verändert. Bis heute besuchen jährlich rund 550 Schülerinnen und Schüler, von der Kindergarten- bis zur Sekundarstufe, die Schule.
Lage
Das Areal befindet sich in erhöhter Lage auf dem Waidberg, mit Blick über die Stadt Zürich und den Zürichsee. Eingebettet in ein ruhiges Wohnquartier, grenzt die Schulanlage an die reformierten Kirche von Wipkingen. Das Hauptgebäude liegt parallel zur benachbarten Turnhalle und wird im Süden von einem grosszügigen Aussenraum eingefasst. Nördlich verläuft die Wibichstrasse, während die Lehenstrasse im Süden sowie der Gorrodi- und Weihersteig die Anlage umrahmen. Die Rosengarten- und Bucheggstrasse, die als Hauptverkehrsachsen dienen, verlaufen südöstlich der Schule.
Beschreibung
Der Schulkomplex umfasst eine Gesamtfläche von ca. 18’000 m² und beinhaltet den Haupttrakt, eine Turnhalle sowie diverse Pausen- und Sportflächen. Der Haupttrakt, ein gestreckter, 84 Meter langer Kubus, hat ein sehr niedriges Walmdach, dessen Optik sich einem Flachdach annähert. Der Trakt umfasst ein Erdgeschoss und drei Obergeschosse. Markant ist die geradlinige, schmucklose Form des Baus mit einem Sockel aus Stahlbeton. Das die Fassaden ebenso wie die der Turnhalle gelblich verputzt sind, schafft eine gestalterische Einheitlichkeit. Im Osten verbindet ein gedeckter Aussenbereich den Haupttrakt mit der Turnhalle. Hier befindet sich zugleich der Haupteingang der Schule. Ein zweiter Zugang auf der Gebäuderückseite ist vom Pausenplatz erreichbar. Besonders prägnant ist die zur Stadt orientierte Südseite des Hauptgebäudes, wo sich die Klassenzimmer befinden. Sie hat eine regelmässige Lochfassade mit einheitlichen Fenstern. Bei den übrigen Fassaden haben die Räume je nach Funktion wechselnde Fensteranordnungen. Feine, graue Gurtsimse gliedern und verbinden die langen Fensterreihen der Südfassade und bilden das auffälligste Gestaltungselement.
Das Hauptgebäude beherbergt etwa 30 Klassenzimmer, die von der Primar- bis zur Sekundarstufe genutzt werden. Die vertikale Erschliessung erfolgt über zwei Treppenhäuser, die in den nördlichen Eckrisaliten angeordnet und durch einen langen Erschliessungskorridor miteinander verbunden sind. Die Klassenzimmer im südlichen Gebäudeteil sind gleich gross. Zusätzliche Räume wie eine Küche, ein Sing-, Zeichen- und Übungssaal sowie Arbeits- und Hauswirtschaftszimmer ergänzen die schulischen Einrichtungen. Die Raumgestaltung folgt einem klaren Prinzip: eine Reihenbestuhlung, die konsequent zur Wandtafel hin ausgerichtet ist.
Literatur
- Fünf neue Zürcher Schulhäuser, in: Das Werk 25 (1938), Heft 7, S. 206–209 (online)