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    Hotel Europe (Glockenhof)

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    Hotel Europe (Glockenhof)

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    Hotel Europe (Glockenhof)

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    Hotel Europe (Glockenhof)

    Detail (Fassade)

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    Hotel Europe (Glockenhof)

    Ansicht Südwest

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    Hotel Europe (Glockenhof)

    Ansicht West

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    Der ehemalige Glockenhof in Olten stellt ein durch Umbauten stark moderiertes Beispiel des Neuen Bauens dar. Noch immer zeugen aber schlicht gestaltete Fassaden, verschiedene Terrassen und das konsequent eingesetzte Flachdach von der einst äusserst modernen Architekturauffassung. Bauliche Anpassungen sind insbesondere in den untersten zwei Geschossen der Hauptfassade ablesbar, die für die Umwandung in das Hotel Europe und für weitere Gastrobetriebe realisiert wurden. Grosse, beleuchtete Schriftzüge über den verschiedenen Eingangsbereichen signalisieren diesen Wandel und bringen gar etwas amerikanisches Flair in die Kleinstadt.

    Chronologie

    An der Mühlegasse 6 in Olten ereignete sich 1918 ein Stück Schweizer Geschichte: Das sogenannte Oltener Aktionskomitee (OAK) traf sich dort seit Februar im ehemaligen Volkshaus, um sich gegen die vom Bundesrat beschlossene Einführung einer allgemeinen Zivildienstpflicht zu wehren. Anlass zur Gründung war aber auch die wachsende soziale Ungleichheit: Eine kleine Minderheit erzielte massive Kriegsgewinne, während breite Teile der Arbeiterschaft verelendeten und die Arbeiterorganisationen von der politischen Entscheidungsfindung ausgeschlossen waren. Die Forderungen des OAK stiessen beim Bundesrat kaum auf Resonanz, sodass im November in Zürich insbesondere bei jungen Linken kämpferische Aufrufe ertönten. Als Reaktion darauf wurden in der ganzen Schweiz Städte militärisch besetzt, weshalb das OAK für den 12. November den unbefristeten Generalstreik ausrief. Doch weil es eine Niederschlagung durch die Armee befürchtete, fügte sich das OAK dem politischen Ultimatum: Am 15. November wurde die Arbeit fast in der ganzen Schweiz wieder aufgenommen. Heute erinnert an der Mühlegasse nichts mehr an die turbulente Geschichte des Landesstreiks. In den Jahren 1938/39 realisierten Hermann Frey und Ernst Schindler, die mehrere Projekte in der Region Olten verwirklichten, einen Ersatzneubau. Er gehört zu den eher unbekannten Werken des Architektenduos. In den 1950er-Jahren wurde das Gebäude teilsaniert und um einen risalitartigen Turm an der Südseite ergänzt. Ebenfalls wurden die Lochfenster angepasst. Heute befinden sich neben dem Hotel Europe auch ein Restaurant und ein Coiffeur sowie Bars und Clubs im Gebäude.

    Lage

    Das Hotel liegt in der Oltner Innenstadt an der Mühlegasse. Diese fällt Richtung Schützenmatte ab. Im Westen grenzt das Gebäude unmittelbar an die Altstadt, im Süden führt es zu den tiefergelegenen Parkmöglichkeiten und zum Strandbad. Die von 1936 bis 1938 erbaute Badeanlage stammt ebenfalls von Hermann Frey und Ernst Schindler. Das Hotel ist entlang der steilen Strasse in Längsrichtung angeordnet. Nordseitig grenzt es an eine ältere Bebauung, südseitig verläuft eine schmale Nebengasse. Erschlossen wird das Gebäude an der Ostfassade über einen Haupteingang, zudem sind kleinere Personal- und Serviceeingänge an West- und Südfassade vorhanden. Die Rückseite ist einem privaten Innenhof zugeneigt. Dort befinden sich Parkmöglichkeiten und Zugänge zu Wohnhäusern.

    Beschreibung

    Der langgezogene, lachsfarbene Massivbau wird geprägt von den beiden eckseitigen, turm- respektive risalitartig wirkenden Volumen, die den viergeschossigen Mittelteil um eine Etage überragen. Das dezent zurückversetzte Erdgeschoss an der ostseitigen Hauptfassade zerfällt in verschiedene, nachträglich umgebaute Eingangsbereiche: Im Norden liegt der leicht abgerundete Zugang zum Hotel Europa, im mittig gesetzten, leicht hervortretenden Trakt mit walmartigem Glasdach erschliesst eine Tür eine Shisha-Bar, und im Süden befinden sich zwei Eingänge zu einem Coiffeur, einer Bar und einem Nachtclub. Das erste Obergeschoss wird von einer weissen Horizontalen dominiert, die im Mitteltrakt angeordnet ist. Sie ist mit dicht aneinandergereihten Holzlatten verkleidet und wird unten wie oben von unterschiedlichen, belichteten Schriftzügen akzentuiert. Im überhohen Raum befand sich einst der befensterte Ballsaal des Glockenhofs. Das zweite und dritte Obergeschoss des fünfachsigen Mitteltrakts ist zurückversetzt und weist regelmässig angeordnete, dreiteilige Fenster bzw. Fenstertüren auf. Es sind Terrassen vorhanden; im zweiten Obergeschoss sind sie durch kahle Glaswände getrennt. Die Eckbauten unter minim auskragendem Flachdach weisen im zweiten bis vierten Obergeschoss je ein liegendes, vierteiliges Fenster auf. Im nordseitigen Eckbau ist im ersten Obergeschoss zudem ein hochrechteckiges Fenster vorhanden. Die Südfassade setzt sich aus dem fünfgeschossigen Eckbau mit grau gestrichenem Sockel und dem westseitig hervortretenden, dreigeschossigen Anbau mit geschlossener Fassade zusammen. Bei Ersterem führt eine Metalltreppe in das erste Obergeschoss. Darüber folgen zwei übereinander angeordnete hohe Fenster und drei nebeneinander liegende, vierteilige Fenster. Die gegen Westen gerichtete fünfgeschossige Rückfassade wird unter anderem durch hervortretende Volumina respektive Elemente charakterisiert: im Süden ein dreigeschossiger Anbau und davor eine abgerundete Hofmauer, im Norden ein zweigeschossig vorragender Trakt, an den eingeschossige Garagen anschliessen. Von den turmartigen Eckbauten ist nur der nordseitige auch gegen den Hof ausgebildet: Ein vertikales Fensterband prägt dessen Fassade. Südseitig überragt ein aus der Mauer vorkragender Kamin das Flachdach. Die Fenster der Hoffassade, von denen die meisten wie an der Hauptfassade von einem gemalten grauen Rahmen gefasst werden, sind regelmässig angeordnet.

    Literatur

    • Zukker, Nora. Na dann gute Nacht, in: KOLT, Sommer 2017, S. 18–21
    • Degen, Bernhard. Landesstreik, in: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016533/, 9.8.2012
    • Rucki, Isabelle; Huber, Dorothee (Hg.). Architektenlexikon der Schweiz. Basel 1998, S. 189–190
    • Zeller, Christa. Schweizer Architekturführer 1920–1990. Nordwestschweiz, Jura, Mittelland (Bd. 2). Zürich 1994, S. 132
    • Affolter, Claudio. Neues Bauen 1920–1940. Kanton Solothurn, eine Dokumentation zur Architektur der 20er und 30er Jahre. Olten 1991, S. 67–68
    Stand
    2020
    Bearbeitung
    Luca Gysin

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