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    Bauern und modernes Bauen

    Nach 1883, 1896, 1914 und 1939 fand mit der Expo 64 in Lausanne die fünfte Schweizerische Landesausstellung statt. Dabei präsentierte der Sektor «Feld und Wald» den innovativen Bauernbetrieb der Gegenwart. Dieser nahm durch Meliorationen, aber auch durch Normierung und Typisierung im Bauwesen seit Mitte des 20. Jahrhunderts neue Formen an. Dieser Beitrag zeichnet die architektonische Entwicklung des modernen Hofs nach, geht auf die vielseitigen Erneuerungen in der Landwirtschaft ein und fragt nach den aktuellen Herausforderungen.

     

    In der Gegenwart angekommen

    Mit heroischen Gesten und einem verklärten Geschichtsbild, aber auch mit dem idyllisch gestalteten «Dörfli» aus Ostschweizer Riegelbauten schrieb sich die Landi 1939 nachhaltig in das kollektive helvetische Gedächtnis ein. [1] Intelligent nutzte sie das repräsentative Potenzial der Architektur, als sie mit der Höhenstrasse – einer auf Pilotis stehenden, 700 Meter langen Raumsequenz aus Ausstellungspavillons – im Sinne der Geistigen Landesverteidigung nationale Progapanda betrieb. [2] 1964 entstand dann auch am Genfersee ein geradezu ikonischer Bau: Mitten im Kalten Krieg symbolisierte ein gigantischer, als abstrahierter Igel geformter Betonpavillon die wehrhafte Schweiz und manifestierte gleichzeitig deren prekäre Lage während des Zweiten Weltkriegs. Doch die beiden Inszenierungen unterschieden sich erheblich voneinander: Stellte sich der helvetische Staat an der Landi 39 mehrheitlich traditionsbewusst dar, so gab er sich an der Expo 64 klar zukunftsorientiert. Ganz nach dem offiziellen Motto «Pour la Suisse de demain: croire et créer» beabsichtigten die Ausstellungsmacher, «die Idee der homogenen Repräsentation durch das Bild einer heterogenen Schweiz zu ersetzen». [3]

     

    Mehr Einwohner, weniger Betriebe

    Die Expo 64 zeigte, dass der Staat grosses Interesse an einer modernisierten Landwirtschaft hatte. Industrielle und technische Fortschritte, gesellschaftliche Umstrukturierungen und neue, gerade durch den Bau der Autobahn bedingte Raumordnungen entmystifizierten den alten, traditionellen Bauernhof in seiner reibungslosen Funktion. 1888 betrug der bäuerliche Bevölkerungsanteil rund 37 Prozent, 1964 machte er – bei einer Gesamtbevölkerung, die sich nun fast verdoppelt hatte – noch circa 11 Prozent aus. [4] Oder anders formuliert: 1860 waren etwa 500’000 Personen in der Landwirtschaft beschäftigt, 1960 noch circa 250’000, und in den folgenden 20 Jahren halbierte sich deren Zahl noch einmal. Mit dem industriellen Wachstum wurde die Landwirtschaft zum schrumpfenden Sektor, gleichzeitig kam es dank modernen Technologien zu erheblichen Ertrags- und Produktivitätssteigerungen. Durch eine rationelle Arbeitsweise konnten die Erträge gesteigert und Kosten eingespart werden. Die Zusammenlegungen von Gütern und Grundstücken nahmen kontinuierlich zu. Die Nahrungsmittelproduktion verantworteten somit immer weniger Betriebe, die dann aber mit immer mehr Land arbeiteten. 1939 gab es 238’481 Betriebe, die eine Durchschnittsgrösse von 4,9 Hektar aufwiesen. Bis 1965 reduzierte sich deren Zahl auf 162’414 und die bewirtschaftete Fläche vergrösserte sich im Median auf 6,6 Hektar. Im Jahr 2000 existierten noch 70’537 Höfe mit einer Grösse von durchschnittlich 15,2 Hektar, [5] und 2019 gab es noch 50’038 durchschnittlich 21 Hektar grosse Betriebe. [6] Zuchterfolge, eine rasche Motorisierung und ein stark wachsender Einsatz von Kunstdünger und Pflanzenschutzmitteln trieben die Produktivität an. [7] Ebenso zwang der Mangel an Arbeitskräften die Landwirte dazu, ihre Arbeitsmethoden zu rationalisieren. Wie sich das in der Architektur manifestierte, zeigte sich an der Schweizerischen Ausstellung für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Gartenbau (SLA) in Luzern von 1954.

     

    Die SLA: eine erfolgreiche Landwirtschaftsmesse

    Die 11. Ausgabe der SLA ging als sogenannte Bauernlandi in die Geschichte ein. [8] Damals präsentierte die Schweizerische Vereinigung für Innenkolonisation und industrielle Landwirtschaft (SVIL) [9] ein vorfabriziertes Ensemble von Haus und Scheune, das nach der Schau in Reiden LU als Siedlung Gsteinghof wiederaufgebaut wurde. Die Hans Bernhard-Stiftung trat dabei als Bauherrin auf: 1945 in Zürich gegründet und 2001 aufgelöst, förderte sie die Finanzierung von Projekten, die die Lebensbedingungen in der ländlichen Schweiz verbessern sollten. In diesem Sinne las sich auch die ausgestellte Hofanlage, waren doch die Bauten kostensparend entworfen und entsprachen zugleich den rationellen Arbeitsprozessen. Das Publikum der SLA nahm diese Architektur, die ohne Romantik und traditionelle Elemente auskam, sehr positiv auf. Die SVIL beschrieb die zentralen Merkmale folgendermassen: «Die Scheunen sind für eine vielseitige und möglichst freie Verwendung zu konstruieren. Die Hallenscheune ist das Gegenteil des bisher Gewohnten, nämlich für alle Vorräte je einen besonderen Raum oder fest eingebaute Einrichtungen zu schaffen, was die Bauten wohl zweckmässig, aber auch komplizierter und teurer gestaltet. Die Abkehr von dieser Denkweise bietet noch den grossen Vorteil, die Zukunft nicht zu verbauen. Angesichts der raschen Entwicklung ist dies besonders wichtig, weil nicht vorauszusehen ist, welche Umwandlungen in der Hofwirtschaft Änderungen an den Gebäuden zur Folge haben werden.» [10] Der Gsteinghof ist denn auch ein einfach konstruierter und flexibel gestalteter Bauernbetrieb, der mit den damals modernsten Installationen arbeitete. Die vom Wohnhaus getrennte Scheune ist als offener Raum konzipiert und kann leicht angepasst werden. Die neuesten Materialien sind robust und hygienisch, Eternit sollte im Innern vor grossen klimatischen Schwankungen schützen und zur besseren Reinhaltung beitragen. Die Forderung, dass alle Baustoffe «handwerklich fachgemäss verarbeitet und als solche gezeigt werden, ohne Vortäuschen eines ‹besseren› Materials», demonstriert zudem den aufkommenden brutalistischen Zeitgeist. [11]

     

    Der Aargauer Siedlungstyp

    An der SLA hatte der Gsteinghof aufgrund seiner Neuartigkeit noch für Aufsehen gesorgt. 1962 schrieb Rudolf Schoch, Chefarchitekt der SVIL, dass vieles davon «bereits selbstverständlich geworden» sei, so «die Aufteilung von Wohnhaus mit Schopfanbau, Viehscheune mit sonnigem Längsstall und offenem Jungvieh-Laufstall». [12] Die SVIL gab der Diskussion um den modernen Bauernhof entscheidende Impulse: Basierend auf dem Wettbewerb, den der Kanton Aargau 1961 lancierte, entwickelte sie mit dem Aargauer Siedlungstyp einen einflussreichen Aussiedlerhof, also einen auf das freie Land verlegten Bauernhof. Der erste dieser seriell vorfabrizierten und in verschiedenen Variationen ausgeführte Betrieb liegt in Möhlin AG: Mit dem eingeschossigen Wohnhaus, dem Stall mit Silos und der Nebenscheune setzte sich der 1963 entstandene Erlenhof ursprünglich aus drei Bauten zusammen. Durch normierte Elemente und Konstruktionen liessen sich nicht nur die Kosten reduzieren, sondern auch die Projektierung verbessern und das Subventionsverfahren vereinfachen. Bis im Sommer 1966 konnten 36 weitere Aussiedlerhöfe nach diesem Schema fertiggestellt werden, 24 Anlagen waren damals im Bau und 24 in der Planung. Die rund 100 normierten Landwirtschaftsbetriebe, die im Ganzen realisiert werden sollten, variierten gestalterisch, materiell und in der Setzung. Aus unterschiedlichen geografischen Begebenheiten, Betriebsformen und Hofgrössen – ausgegangen wurde von einer landwirtschaftlichen Nutzfläche zwischen 10 und 30 Hektar [13] – resultierten also eine Vielzahl von Architekturen.

    Die Gebäude dieser Höfe waren entsprechend ihren Funktionen voneinander getrennt. Das meist eingeschossige Wohnhaus mit oder ohne Altenteil brach mit dem traditionellen Bauernhaus entschieden: Die für den Grundriss einst bestimmende Gruppe von Kochherd an der Innenwand mit gegenüberliegendem Kachelofen wurde durch die Zentralheizung abgelöst und erlaubte neue gestalterische Freiheiten. [14] Der Stall bildete das Zentrum des Bauensembles und wies – bedingt durch die modernen Methoden der Futterkonservierung – Silos oder Heubelüftungsanlagen auf. Sie setzten teils dominante vertikale Akzente und symbolisierten als eine Art Landmarke den fortschrittlichen Bauernhof. Flexibilität war besonders wichtig: Das Innere musste leicht erreichbar und für motorisierte Fahrzeuge komplett durchquerbar sein. Hocheinfahrten existierten daher keine mehr, gearbeitet wurde nun auf einer Ebene. Im Fall von Betriebsumstellungen sollte die multifunktionale Scheune anpassungsfähig und frei unterteilbar sein. [15] Diese gliederte sich in einen einreihigen Längsstall mit deckenlastiger Strohlagerung, in ein Futter- und Abladetenn sowie in einen erdlastigen Heuwalm für die untere Heulagerung. Die Tragkonstruktion bestand südseitig aus eingespannten Stahlbetonstützen, die sämtliche Windkräfte aufnahmen, sodass bei der übrigen Holzkonstruktion nur vertikale Stützen erforderlich waren. Dadurch liess sich die Scheune um beliebig viele Binderfelder erweitern. Vier Kuhständen entsprechend, betrug der Binderabstand 4,4 Meter. [16] Die Silos aus Beton oder mit Glasfasern verstärktem Kunststoff waren an der Stirn- oder Rückseite des Heuwalms angebaut. Die Entnahme von Silage erfolgte vom inneren Scheunenraum her. Das als einfache Holzkonstruktion ausgeführte, oftmals etwas provisorisch anmutende, separate Nebengebäude nahm verschiedene Nutzungen auf. Im Normalfall umfasste es drei offene Binderfelder, erneut mit einem Abstand von 4,4 Metern, eine geschlossene Garage mit Werkstatt und einen kleinen Schweinestall. Die Materialisierung war bei diesen drei Bauten vielfältig, neben Holz dominierten nun Baustoffe wie Sichtbeton, Backstein und Welleternit. [17]

     

    Forschung und Praxisempfehlungen an der Expo 64

    Diese Errungenschaften, die den Aargauer Siedlungstyp auszeichneten, wurden auch an der Expo 64 diskutiert, wo der Sektor «Feld und Wald» «ein dynamisches Bild der schweizerischen Landwirtschaft» vermittelte. [18] Die Präsentation wurde von einer interdisziplinäre Arbeitsgruppe bestehend aus der SVIL, der Genossenschaft Landwirtschaftliches Bauamt des Schweizerischen Bauernverbandes, der Schweizerischen Vereinigung für Betriebsberatung in der Landwirtschaft, dem Schweizerischen Landfrauenverband und den Architekturbüros Jakob Zweifel und Heinrich Strickler respektive Jakob Zweifel und Willi Marti entwickelt. Bauern und Betriebsberater sollten neue Anregungen und Impulse erhalten, um ihre arbeitstechnischen und konstruktiven Probleme zu lösen. Gleichzeitig galt es, bei den Architekten das Interesse an dieser komplexen Bauaufgabe zu wecken. An einem umbaubaren Modell wurde einerseits die Variabilität des Grundrisses demonstriert, anderseits veranschaulichte es, dass die Fassaden- und Zwischenwände unabhängig von der Tragkonstruktion waren. [19] Auf dem Ausstellungsgelände am Ufer des Genfersees wurden mit einem Bauernwohnhaus, einem Hof aus dem Mittelland und einem Bergstall drei Musterbauten präsentiert. In Bevaix NE entstand zudem ein Aussiedlerhof von Zweifel Strickler. Und unter der Leitung von Zweifel erarbeiteten vier Architekturstudenten der ETH Zürich eine Planungs- und Gestaltungsstudie für den Bergort Bruson VS. Diese Untersuchung setzte sich generell mit der Zukunft von alpinen Regionen auseinander; sie waren schon damals von starker Abwanderung betroffen. [20].

    Bei allen Bestrebungen wurde es vermieden, das Bauprojekt als abgeschlossene Einheit festzulegen. [21] Stattdessen definierten die Expo-Architekten fünf Prinzipien der Entwurfsarbeit, die auf Flexibilität und Variabilität (1), Multifunktionalität (2) und Kosteneffizienz (3), aber auch auf schnelle Amortisation (4) und vorfabrizierte, normierte Elemente (5) zielten. Analog zum Aargauer Siedlungstyp wurde eine vielseitig verwendbare, ebenerdige Stallfläche bevorzugt, ausserdem sollte eine Art Baukastensystem gestalterische Pluralität garantieren. Besonderes Merkmal lag auf den Vorteilen von Gruppensiedlungen, die infolge von Meliorationen entstanden. Diese Hofgruppen sollten kollektiv nutzbare Anlagen teilen, also zum Beispiel Landmaschinen, Melkstände, Remisen oder Jungviehställe. Dadurch würden nicht nur weniger Investitionen und Betriebskosten anfallen, sondern es liesse sich auch das Volumen der einzelnen Bauten reduzieren. Immerhin markierten diese Gebäude in der Landschaft meist erhebliche Eingriffe. [22]

    Der an der Expo 64 gezeigte Bauernhof mit mechanischer Melkeinrichtung und Freilaufstall für etwa zwanzig Milchkühe wurde von den Architekten Jakob Zweifel und Heinrich Strickler entworfen. Der Bau unter Pultdach richtete sich an einen Familienbetrieb mit 25 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche im Mittelland. Nach der Ausstellung wurde er im Kanton Zürich als strohloser Milchbetrieb mit Boxenlaufstall wiederaufgebaut. Grundlage der Planung bildeten fünf Betriebstypen, die einen repräsentativen Querschnitt durch die schweizerischen Betriebsarten darstellten. Das Bauernwohnhaus wurde nach dem Entwurf von Willi Marti als formales Äquivalent des Betriebsgebäudes realisiert. Unter dem grossen Vordach befand sich der Eingangsbereich. Das gemauerte Erdgeschoss nahm neben der gegen den Hof gerichteten Küche auch Vorratskammern, einen Waschraum mit Dusche und WC sowie zwei kleine Ess- und Wohn- respektive Arbeitsräume auf. Die Schlafzimmer der Familie, eine grosse Stube, einen Essraum, ein Büro, das Badzimmer sowie die Kammern der Angestellten waren im Obergeschoss angeordnet. Das als Bohlenständerbau konzipierte Haus liess sich erweitern oder durch einen Altenteil ergänzen. [23]

    In der Praxis stiess die Ausstellung auf Resonanz: Inspiriert von den landwirtschaftlichen Gebäuden der Expo 64 war der von Herter Tschander Schindler Nagy geplante Aussiedlerhof Schleebüel in Wagenhausen TG. Die Anlage aus dem Jahr 1965 umfasst drei Bauten unter Pultdächern mit einfachen Volumina. Eternitwellblech, Sichtbackstein, Holzverkleidungen und grobkörnig verputzter Beton zeichnen die eher industriell wirkenden Gebäude aus. Bald gab es aber auch Kritik, etwa von Hermann Hess, der sich intensiv mit der adäquaten Sprache des zeitgenössischen Bauernhofs auseinandersetzte. Der Architekt stellte sich 1970 gegen die an der Expo 64 propagierten Forderungen, dass auch in der Agronomie alles bloss für kurze Zeit gültig sein soll: Die Idee eines variablen landwirtschaftlichen Gebäudes, wie sie die Kuratoren präsentierten, stand für ihn im Widerspruch zur optimalen Nutzung für eine spezifische Funktion – denn «[e]ine Milchkuh stellt andere Anforderungen an den Raum als ein Mastrind». [24]

     

    Generelle Gestaltungsfragen

    Die rationelle Landwirtschaft verlieh dem modernen Bauernhof ein neues Gesicht, dem sich auch der Zürcher Architekt Heinz Hess 1987 eingehend widmete. Eines der grossen Probleme sah er in der Verteilung der Baumassen infolge von gesellschaftlichen und ökonomischen Umstrukturierungen: Anders als noch beim traditionellen Ensemble, reduzierte sich nun das Volumen beim Wohnhaus, und bei den Ställen vergrösserte es sich markant. Leider erachteten die meisten Architekten, die seit den 1920er-Jahren mehrheitlich in den Idiomen der Moderne arbeiteten, die Planung eines Bauernhofs als unattraktiv. Die Aufgabe galt nicht nur als konservativ, sondern durch die staatlichen Subventionen auch als zu reglementiert. [25] Heinz Hess selbst demonstrierte allerdings, dass das Entwerfen einer landwirtschaftlichen Anlage durchaus kreativ und zeitgemäss sein kann: Der Jonenhof in Rifferswil ZH von 1962 schafft durch reduzierte Volumina kraftvolle Gesten und ist mit den imposanten Pultdächern und Sichtbacksteinfassaden in einer dezidiert modernen Architektursprache gehalten. In Form und Materialisierung sind die einzelnen Bauten konsequent miteinander verbunden und lesen sich so als gestalterische Einheit.

    Die enorme Vergrösserung von landwirtschaftlichen Gebäuden dauert bis heute an: Neue Tierschutzgesetze, Maschinen, Heukräne und Melkroboter fordern Platz – und die entsprechenden Anlagen befinden sich fast immer im Hauptstall, der sich dann ausdehnt. [26] Damit diese nicht mehr völlig quer im Feld stehen, verfasste die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) 2019 einen Leitfaden für landschaftsverträgliche Ställe. Sie sollen einerseits dazu beitragen, die Zersiedelung und den ungebremsten Kulturlandverlust zu stoppen, anderseits haben sie trotz Normierung aus Fertigbausystemen die regionaltypischen Baustile aufzunehmen. [27] Das sind Herausforderungen von ästhetischer und raumplanerischer Relevanz. Um sie zu meistern, braucht es den produktiven Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren: Bauern und Architekten, Behörden und Berater müssen sich austauschen, damit der Planungsprozess gut funktioniert. Handlungsbedarf liegt aber auch bei den Hochschulen, sind doch landwirtschaftliche Themen im Architekturstudium derzeit kaum präsent.

    Cyrill Schmidiger

     

    [1] Föderalistische Strukturen, demokratische Politik und sprachliche Vielfalt sollten eine spezifisch helvetische Kultur suggerieren. Vgl. dazu Mooser, Josef. Die «Geistige Landesverteidigung» in den 1930er Jahren, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, 47/1997, S. 685–708.

    [2] Exemplarisch zeigte sich dieser ideelle Aspekt in der von Hans Brandenberger geschaffenen Monumentalplastik eines Soldaten. Ein Bronzeabguss des Kunstwerks steht heute im Park des Bundesbriefmuseums in Schwyz.

    [3] Zit. nach Kreis, Georg. Landesausstellungen, e-hls: Landesausstellungen (hls) (Version vom 22.9.2010). Komplett frei agieren konnten die Organisatoren der Expo 64 aber nicht: Das technisch ambitionierte Projekt namens Gulliver, das mittels Computer in Echtzeit die Resultate einer Umfrage zu aktuellen Problemen generieren sollte, grenzte der Bundesrat aus politischen Gründen ein – der Fragebogen musste mehrmals überarbeitet werden und die Ergebnisse erschienen nicht auf einer grossen Tafel. Vgl. dazu Weber, Koni. Umstrittene Repräsentation der Schweiz. Soziologie, Politik und Kunst bei der Landesausstellung 1964. Dissertation Universität Zürich. Tübingen 2014, S. 239–308.

    [4] Juri, René. Die Landwirtschaft und die Landesausstellung, in: Das Goldene Buch der Landesausstellung 1964. Lausanne 1964, S. 342.

    [5] Baumann, Werner; Moser, Peter. Landwirtschaft, 19.–20. Jahrhundert, e-hls: Landwirtschaft, 19.–20. Jahrhundert (hls) (Version vom 19.11.2007).

    [6] Bundesamt für Statistik. ­Landwirtschaftliche Strukturerhebung, Statistiken landwirtschaftliche Strukturerhebung (bfs) (abgerufen am 7.9.2020).

    [7] Ebd.

    [8] Die 10. Ausstellung der SLA wurde nicht als eigenständiges Format durchgeführt, sondern mit der Landi 1939 verbunden. Vgl. dazu Die Bauernlandi in Luzern. Ein Erinnerungswerk an die Schweizerische Ausstellung für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Gartenbau (SLA) in Luzern 1954. Hg. von der Verwaltung der SLA. Luzern 1954, S. 8.

    [9] Seit 1968 nennt sich die SVIL Schweizerische Vereinigung für Industrie und Landwirtschaft.

    [10] Zit. nach Verwaltung der SLA 1954, S. 47.

    [11] Zit. nach ebd., S. 48.

    [12] Zit. nach Schoch, Rudolf. Der neue Bauernhof, in: Heimatschutz 1/1962, S. 15.

    [13] Rist, M.; Burger, H.; Knoche, W.; Zimmermann P.; Zucol A. Siedlungstyp «Aargau», in: Geschäftsbericht der Schweizerischen Vereinigung für Innenkolonisation und industrielle Landwirtschaft für 1966. Zürich 1967, S. 3.

    [14] Ebd., S. 14.

    [15] Ebd., S. 16.

    [16] Geschäftsbericht der Schweizerischen Vereinigung für Innenkolonisation und industrielle Landwirtschaft für 1963. Zürich 1964, S. 14.

    [17] Rist, M.; Burger, H.; Knoche, W.; Zimmermann P.; Zucol A. 1967, S. 12–13.

    [18] Zit. nach Juri 1964, S. 341. Generell zur Architektur der Expo 64: Zurfluh, Lukas. «construire une exposition…» Die architektonische Konzeption der Schweizerischen Landesausstellung Expo 64 als Praxis der politischen Kultur. Dissertation ETH Zürich. Zürich 2014.

    [19] Zweifel, Jakob; Huber, Uli; Marti, Willi. Landwirtschaftliche Bauten Typ Expo 1964, in: Das Werk 5/1965, S. 162.

    [20] Ebd., S. 164–170.

    [21] Zweifel, Jakob. Der Sektor «Feld und Wald» an der Expo 12. Schweizerische land- und forstwirtschaftliche Ausstellung, in: Plan. Zeitschrift für Planen, Energie, Kommunikation und Umwelttechnik, 4/1964, S. 138.

    [22] Ebd., S. 139–140.

    [23] Zweifel/Huber/Marti 1965, S. 164–171.

    [24] Zit. nach Hess, Hermann. Bauern unter dem Einfluss einer neuen Agrarstruktur, in: Das Werk 1/1970, S. 13.

    [25] Hess, Heinz. Ringen um Form und Funktion, in: Heimatschutz 2/1987, S. 15–16.

    [26] Vgl. dazu: Marti, Rahel. Die Stallblähung, in: Hochparterre 10/2017, S. 26–31.

    [27] Landschaftsverträgliche Ställe. Leitfaden für eine verbesserte Baukultur bei der Planung und Realisierung von landwirtschaftlichen Nutzbauten. Hg. von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. Bern 2019, S. 2.

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