Schulhauserweiterung
Adresse
6276 Hohenrain
LU
In den ausgehenden 1980er- und 1990er-Jahren tritt neben die strengen funktionalen Gestaltungen einerseits und den collagierenden, postmodern geprägten Projekten andererseits als weitere Gestaltungsoption der Dekonstruktivismus mit dem visuellen Eindruck von Labilität. In einer sehr gemässigten Form gehört dazu die Schulhauserweiterung mit dem aufgeklappt wirkenden Pultdach und besonders mit den vom Dachaufbau abgeschnitten wirkenden Rahmen des Mehrzwecksaals. Das raffinierte Belichtungskonzept der Hohenrainer Schulhauserweiterung findet sich im Werk des Büros Cometti Galliker Geissbühler Architekten erstmals im Wauwiler Doppelkindergarten. Die Architekten entwickelten aus dieser Konzeption eine eigene Handschrift aus stimmigen Material-, Farb- und Formkontrasten.
Chronologie
Aufgrund von steigenden Schülerzahlen lobte die Gemeinde Hohenrain im Herbst 1990 einen Projektwettbewerb aus: Das bestehende Schulhaus von 1917 sollte um weitere Unterrichtsräume und einen grossen Mehrzwecksaal erweitert werden. Der Wettbewerb wurde von Hans Cometti, Alexander Galliker und Dieter Geissbühler gewonnen, der Erweiterungsbau von 1992 bis 1994 realisiert.
Lage
Das Schulareal liegt an der Dorfstrasse im Ortszentrum von Hohenrain. Zwischen dem Erweiterungsbau, dem alten Schulhaus und dem Musiktrakt befindet sich ein Spielplatz, im Südosten die St. Johannes-Kirche und der Hohenrainer Friedhof. Im Norden des Erweiterungsbaus, in der Verlängerung des Mehrzwecksaals, liegen ein Hartplatz und ein Fussballfeld. Die Erschliessung erfolgt von Osten, über den Kirchweg. Eine Passerelle verbindet die beiden Schulhaustrakte im Erdgeschoss. Der Gang mündet im Erweiterungsbau in einen grosszügigen, gedeckten Aussenbereich. An der Nordostfassade befindet sich ein weiterer Eingang, der mittels einer Rampe direkt in das Obergeschoss führt.
Beschreibung
Der Erweiterungsbau ist ein langgestreckter, flach gedeckter Riegel. Er ist quer zum Hang positioniert, das Nordostende eingetieft. Der zweigeschossige Bau ist aufgeständert und lagert an beiden Enden auf Sichtbetonkörpern. Aus dem Hauptvolumen schwingt ein Pultdachaufsatz mit Blechverkleidung hervor: Die Holzbinder sind schräg positioniert und gliedern die raumhoch verglaste Südostfassade. Die Nordwestfassade ist mit roten Eternitschindeln verkleidet und von einem Bandfenster durchzogen. Der Mehrzwecksaal besitzt ein Pultdach, das schräg durch die tragende Rahmenkonstruktion verläuft. Die Rahmen gliedern die Halle ähnlich wie die Holzbinder die Schulhausfassade: Die beiden quer zueinander positionierten Baukörper bilden somit eine Einheit.
Die fünf Schulzimmer liegen im Obergeschoss und werden über die Südostfassade und das durchfensterte Pultdach von zwei Seiten belichtet. Der grosszügige Korridor erfährt eine seitliche Belichtung von Nordwesten. Der Mehrzwecksaal wird hingegen über einen internen Gang erschlossen. Dieser ist im Rhythmus der Rahmenkonstruktion gegliedert und mit Glasbausteinen überdeckt. Während das Schulhaus mit Hölzern ausgebaut ist, dominiert im Mehrzwecksaal Sichtbeton.
Literatur
- Gmür, Otti. Häuser, Dörfer, Städte. Architekturführer Kanton Luzern. Luzern 2006, S. 161
- Erziehungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern (Hg.), Auszeichnung guter Bauten im Kanton Luzern 1994–1998, Luzern 1999, S. 26/27
- Friedli, Markus. Denkgebäude: drei Schulhausprojekte im Kanton Luzern, in: Werk, Bauen + Wohnen 79/1992, S. 57–60