Das Loretoschulhaus von Walter Schindler ist ein besonders ausdrucksstarker Vertreter des Brutalismus. Die differenziert durchgebildeten Baukörper und die enge Verflechtung mit der Bepflanzung zeigen die vielfältigen Möglichkeiten und die Qualitäten dieses Baustils eindrucksvoll auf.
Chronologie
Für den Bau des Zuger Schulhauses Loreto wurde 1963 ein Wettbewerb ausgeschrieben. Der Gewinner Walter Schindler realisierte den Baukomplex in den Jahren 1966 bis 1969. Weite Teile der Schulanlage befinden sich bis heute im Originalzustand.
Lage
Die aus fünf Gebäuden bestehende Schulanlage liegt am Hang im Osten der Stadt. Erschlossen wird das Areal im Nordwesten von der Löberenstrasse und im Nordosten von der Loretostrasse, wo auch der Hartplatz angesiedelt ist. Im Südosten schirmt eine Häuserzeile die Schulanlage gegen die Hauptverkehrsstrasse, die Ägeristrasse, ab. Die interne Erschliessung führt vom tiefsten Punkt des Grundstücks an der Löberenstrasse quer über das gesamte Grundstück bis zum Parkplatz an der Loretostrasse. Aufgrund der Hanglage und der jeweiligen Funktion sind alle Gebäude unterschiedlich situiert. Linkerhand angeschlossen sind das Freizeitzentrum und der Spezialtrakt, rechterhand die als Sekundarschulhäuser für Knaben und Mädchen sowie die als Abschlussklassenschule errichteten Bauten. Die einzelnen Trakte sind mit Passerellen verbunden.
Beschreibung
Die Sichtbeton-Baukörper sind mit Flachdächern abgeschlossen und jeweils drei beziehungsweise vier Geschosse hoch. Als Kontrast zum grauen Beton sind die Flachdächer und die mit der Hangneigung korrespondierenden, terrassiert angelegten Aussenräume reich mit Moosen, Sträuchern und Bäumen begrünt. Die horizontal geschichteten Räume formen Kuben, die jeweils leicht versetzt um einen Kernbereich angeordnet sind. Die Fassaden sind somit mit Vor- und Rücksprüngen gegliedert, das Volumen ist differenziert. Neben den Fensterbändern kennzeichnen schmale, übereck geführte, horizontale Lichtschlitze die Bauten. Die Schlitze und die massiven, von einer horizontalen Schalung gezeichneten Sichtbetonflächen schaffen eine spannende Diversität in der gesamten Anlage. Die einheitliche Formensprache verbindet die fünf Baukörper zu einem harmonischen Ensemble. Aus Sichtbeton bestehen auch die Brüstungen, Vordächer und eingezogenen Eingangsbereiche. Die kantigen Formen werden nur durch eine feine Blechabdeckung am Dachrand abgeschlossen.
Auch im Inneren dominiert der Sichtbeton. Die Treppenläufe ziehen sich als massive Körper und zugleich offene Erschliessung skulptural durch den zentralen Kern der Schulgebäude. Alle Räume sind jeweils rundherum angeordnet und erfüllen die Anforderungen an den damals favorisierten Gruppenunterricht.
Literatur
- Kanton Zug (Hg.). Auszeichnung guter Bauten im Kanton Zug 2006–2015. Zug 2016, S. 63
- Bauforum Zug (Hg.). Zuger Bautenführer. Ausgewählte Objekte 1902–2012. Luzern 2013, S. 62–63
- Zeller, Christa. Schweizer Architekturführer 1920–1990. Nordost- und Zentralschweiz (Bd. 1). Zürich 1992, S. 222
- Adler, Florian; Girsberger, Hans; Riege, Olinde (Hg.). Architekturführer Schweiz. Zürich 1978, Nr. 4060
- Die Loretoschulanlage in Zug, in: Anthos: Zeitschrift für Landschaftsarchitektur 1/1973, S. 11–15
- Müller, René. Schulanlage und Gemeinschaftszentrum Loreto. Zug 1970
- Schulzentrum Loreto in Zug, in: Werk 2/1970, S. 88–92
- Imbach, Robert; Schindler, Walter et al. Loreto Zug, in: Zuger Nachrichten 2.10.1970
- Schulzentrum Loreto in Zug, in: Werk 2/1970, S. 88–92
- Zug /Schweiz: 1964–1969 Schulanlage, in: Architektur Wettbewerbe 55/1945, S. 8–15
- Zug 1964. Schulanlage in Loreto, in: Wettbewerbe 45/1966, S. 42–45
- Hofer, R. Noch einmal Loretoschule, in: Schweizerische Bauzeitung 32/1964, S. 562
- Barro, Robert. Von aussen oder innen her, in: Schweizerische Bauzeitung 27/1964, S. 479–484
- Schulanlage Loreto in Zug, in: Schweizerische Bauzeitung 26/1964, S. 461–471