Der Stall in Wolfwil verdeutlicht exemplarisch, dass das Wohnhaus und die Produktionsstätten eines landwirtschaftlichen Betriebs heute keinen räumlichen Zusammenhang mehr benötigen und dass eine architektonische Reduktion die derzeitigen Anforderungen an die Viehhaltung am Besten erfüllt: Der Neubau gleicht einem riesigen, mehrheitlich offenen Unterstand, der flexibel verschiedene Funktionen aufnehmen kann. Gleichzeitig lassen sich betriebliche oder gesetzliche Anpassungen unkompliziert und einfach vornehmen. Nicht mehr der traditionelle Bauernhof fungiert hier als Referenzbild, sondern die normierte Industriearchitektur.
Chronologie
Die Bauernfamilie Kissling ist bereits in der sechsten Generation in der Landwirtschaft tätig und bewirtschaftet rund 27 Hektar Land, wobei unter anderem Mais angebaut wird. Die Familie lebt im Dorfkern und konnte 2013 ihren Stall auslagern, modernen Raum für 110 Rinder und einige Kühe schaffen und damit eine Zukunftsperspektive generieren.
Lage
Der Kissling-Stall liegt inmitten von Feldern im Norden Wolfwils. Rund 200 Meter östlich ist die ältere Hofsiedlung Schlatthof situiert. Die weitläufige Streusiedlung wird von Waldgebieten gefasst.
Beschreibung
Die Längsseiten sind offen ausgebildet, die Stirnseiten mit hellem Blech verkleidet. Das grosszügige Innere erlaubt eine flexible Raumeinteilung, sodass die Infrastruktur boxenartig eingestellt werden kann und sich allfällige (gesetzliche) Änderungen einfach vornehmen lassen. Im Südwesten ist dem grossen Volumen ein eingeschossiger Nebentrakt aus Sichtbeton unter Pult- respektive Schleppdach vorgesetzt. Die Südseite ist mit vier nahezu quadratischen, von Metallrahmen gefassten Fenstern versehen, zudem finden sich dort zwei Türen. Die Westseite, deren oberer Bereich ebenfalls mit Blech verkleidet ist, weist zwei unterschiedlich grosse, längsrechteckige Fenster auf.