Das ehemalige Niederholzschulhaus II – heute Hebelschulhaus – in Riehen ist einer der ersten Bauten von Max Rasser und Tibère Vadi. Die Materialknappheit der Nachkriegsjahre spiegelt sich in einem gewollt sparsamen Umgang mit Ressourcen. Auch wurden Anforderungen an eine kindergerechte Bauweise berücksichtigt. Im Innenbereich wurde z.B. die Funktion der Räume mit einem Farbkonzept verdeutlicht, das als Orientierungssystem für die Kinder dient. Auch vieldiskutierte Themen der Moderne wie der Zugang zu Licht und Luft sind integrale Bestandteile des Schulhauses, das heute als schützenswerter Bau anerkannt ist.
Chronologie
Das Schulhaus wurde zwischen 1952 und 1953 von Rasser und Vadi errichtet. Die damals jungen Architekten erhielten im öffentlichen Wettbewerb den Zuschlag. 1994 wurde der Pavillonbau um ein Erweiterungstrakt im Norden ergänzt. 2014 wurde die Schule vom Basler Büro MET Architects kernsaniert, die vorhandene Gebäudestruktur jedoch in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild belassen. Die Gebäudetechnik wurde erneuert sowie Erdbebenwände ergänzt und der Brandschutz verbessert.
Lage
Die Schulanlage befindet sich nordöstlich vom Bahnhof Riehen Niederholz und wird von mehreren Strassen erschlossen: Sie besteht aus vier Baukörpern und grenzt im Norden an den Langenlängeweg. Im Osten befinden sich die Trakte C & D, im Süden die ehemalige Turnhalle – die heutige Aula (Trakt E) – und der Verbindungsbau (Trakt B). Westlich verläuft die Niederholzstrasse, wo die Pausenhalle der Schule steht.
Beschreibung
Am Langenlängeweg stehen sich zwei diagonal zum Strassenverlauf errichtete Trakte (C und D) gegenüber. Ihre Hauptfassaden sind nach Nordwesten gerichtet und werden von Grünanlagen und dem Pausenplatz umgeben. Korridore verbinden auf beiden Stockwerken diese Trakte C und D im Westen mit dem Verbindungsbau (Trakt B). Das Ende des Korridors im Norden führt zur Erweiterung (Trakt A). Die farbliche Gestaltung der Fassaden zeigt sich neutral und schlicht: Die Fensterrahmen sind neutral weiss, die vertikalen Fensterlaibungen grau gestrichen. Komplementiert werden sie durch die horizontale dunkelgraue Fassade. Für die massive Bauweise wurde Backsteinmauerwerk, für die Fensterpfeiler und -brüstungen Sichtbeton verwendet. Eingangstüren und Sitzbänke sind aus Holz und stehen in einem farblichen Kontrast zu den Gebäudefassaden. Wenige Verkleidungen aus Klinker sorgen für abwechslungsreiche Akzente. Farblich auffallend sind die bunten Uhrenwürfel, welche auf dem Liftturm bzw. Vordach des Gebäudes platziert sind. Diese wurden im Rahmen eines Wettbewerbs vom Künstler Urs Aeschbach geschaffen. Das Innere des Schulhauses präsentiert sich noch immer in den originalen Farbtönen. Mit vorsichtigen Eingriffen, wie z.B. der Umnutzung der ehemaligen Turnhalle (Trakt E) als Aula, konnten bestehende Elemente in die sanierte Architektur integriert werden. Ebenfalls wurden ehemalige Garderobenräume zu einem Foyer mit Zugang zur Aussenterrasse umfunktioniert und durch das Entfernen von Zwischenwänden neue Räume geschaffen. Die ehemaligen Zeichnungsräume im südlichen Teil von Trakt E werden heute u.a. als Bibliothek genutzt. Weiter wurde ein Liftturm gebaut, um das Gebäude hindernisfrei zu gestalten. Im Inneren wurden Ölfarben und Materialien wie Stramin (Baumwollgewebe) verwendet. Zur Akzentuierung wurden spielerische Mosaiken und für die Treppen Kunststein verwendet.
Literatur
- Zietschmann, Ernst. Niederholzschulhaus. in: Bauen + Wohnen 8 / 1954, Heft 5, S. 314–317 (online)
- Joanelly, Tibor. Erneuert, nicht modern. in: Werk, Bauen + Wohnen 101 / 2014, Heft 7–8, S. 80–83 (online)
- Cieslik, Tina. Wie vorher, nur besser. Hebelschulhaus Riehen in: TEC21 141 / 2015, S. 20–25 (online)
- Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt, Städtebau & Architektur, Hochbauamt. Hebel-Schulhaus. Gesamtsanierung und Umbau (online)
- Brandeberger, Rebekka. Umbauen und auffrischen mit Respekt: Gesamtsanierung des Hebel-Schulhauses in Riehen. in: Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt. Kantonale Denkmalpflege (online)