Mehrfamilienhaus
Indirizzo
9000 St. Gallen
SG
Das Mehrfamilienhaus von Moritz Hauser aus den frühen 1950er Jahren ist ein typisches Beispiel für die Architektur der Nachkriegsjahre: Sparsamkeit im Materialeisatz trifft auf verspielte Gestaltung wie in diesem Fall die konkav geschwungenen Fassaden. Obwohl etwas in die Jahre gekommen, zeigt der Stahlbeton-Bau deutlich, wieviel Aufmerksamkeit der Architekt auf Details richtete, die dem Haus eine unverwechselbare Note geben.
Cronologia
1952 wurde im Auftrag des Schweizer Textilunternehmers Max Kriemler der Bau des Mehrfamilienhauses an der Kapellenstrasse 3 begonnen. Das Haus dient als Ersatzbau für ein im selben Jahr abgebrochenes Wohnhaus. 1953 wurde das von Moritz Hauser geplante Haus fertiggestellt. Seither wurden keine Modernisierungsmassnahmen dokumentiert. Heute befindet sich das Haus im Besitz von Max Kriemlers Erbengemeinschaft.
Contesto
Das Gebäude liegt etwa 500 Meter südöstlich vom Bahnhof St. Gallen am Fuss des Südhangs der Stadt. Es befindet sich am gewundenen Verlauf der Kapellenstrasse in einer Art Ecksituation. Den etwas zurückversetzten Haupteingang an der Ostseite des Hauses erreicht man über eine breite Freitreppe. Die zum Hang gewendete Rückseite im Süden kann man von der Strasse aus nicht sehen. Auf der freistehenden Westseite ist ein Nebeneingang und ein hauseigener Parkplatz, der durch den Strassenverlauf, die Hanglage und die Hauswand des Gebäudes abgegrenzt wird.
Descrizione
Das Haus verfügt über sieben Geschosse. Das leicht zurückversetzte Attikageschoss ist mit einem Flachdach gedeckt. Erschlossen wird das Haus durch eine breite Granittreppe von der Kapellenstrasse her. Eine massive Betonstütze, die den Fassadenvorsprung trägt, durchdringt diese Treppe und lässt die Stütze dadurch noch wichtiger erscheinen. Der Eingang ist deutlich hinter die Fassade zurückversetzt und erhält so einen höhlenartigen Charakter. Das Sockelgeschoss nimmt die Geländetopografie des Hangs auf und ist ebenfalls zurückversetzt. Optisch unterscheidet sich das Sockelgeschoss ausserdem durch den raueren beigen Putz. Betrachtet man das Gebäude übereck, fällt auf, dass die Geschosse an der Nord- und Ostfassade zueinander um ein halbes Stockwerk verschoben sind. Das Dachgeschoss der tieferen Stockwerke ist nur leicht gegenüber der Hauptfassade zurückversetzt und verfügt über einen Dachlaubengang, der sich über die Hälfte des Gebäudes erstreckt. Auf der nach Südwesten ausgerichteten Gebäudehälfte ist das höher gelegene Dachgeschoss weiter zurückversetzt. Die Brüstung des Aussenbereichs dieser Gebäudehälfte wirkt von der Strasse aus wie ein Flachdachgesims. Aus dem Flachdach ragt im Zentrum des Gebäudes ein Glasdach, das Licht in den Treppenhausschacht bringt. Das auffallendste Gestaltungselement des Baus sind die konkav gekrümmten Nord- und Südfassaden. Die Balkongeländer sind mit Wellplatten verkleidet. Insgesamt sind alle Fassaden des Gebäudes unterschiedlich gestaltet und vereinen sich hauptsächlich durch die Wiederholung gleicher Elemente. Nur die vertikal gereihten, gegen Nordosten ausgerichteten Kastenfenster werden in der übrigen Fassadengliederung nicht aufgegriffen. Diverse Fensterrahmen unterscheiden sich in ihrer Farbigkeit voneinander.
Betreten wird das Gebäude durch eine zurückversetzte Glastür mit Aluminiumrahmen. Die breite Glasfront des Eingangs wird durch zwei massive Quader aus Klinker mit Granitabdeckung flankiert. Sofort sticht der bunte Briefkastenkorpus ins Auge. Das Treppenhaus wird von einem schwarzen, gelochten Metallgeländer akzentuiert. Das Gebäude beherbergt 23 2-Zimmer und 3-Zimmer Wohnungen, die alle nach dem Windmühlenprinzip um das Treppenhaus angeordnet sind. Der Eingangsbereich der Wohnungen ist eingezogen und auf einer Seite gerundet. Die 3-Zimmer Wohnungen verfügen über einen zentralen Eingangsbereich, der die Erschliessung der Räume gewährleistet. Die 2-Zimmer Wohnungen sind in der Grundrissgestaltung nicht von den beiden konkaven Fassaden betroffen. Alle Wohnungen verfügen über einen Balkon und sind sie mit eher kleinen, funktionalen Küchen ausgestattet. Eine gelungenen Detaillösung ist die simple, platzsparende Holzschiebetür im Erdgeschoss, die den Eingangsbereich von den Kellerräumlichkeiten trennt. Mit zunehmender Höhe fällt im Treppenhaus mehr Tageslicht auf die glatten Oberflächen. Daher wirken die obersten Wohnungen am attraktivsten.
Bibliografia
- Zeller, Christa. Schweizer Architekturführer 1920–1990. Nordost- und Zentralschweiz (Bd. 1). Zürich 1992, S. 38.
- Rucki, Isabelle; Huber, Dorothee (Hg.). Architektenlexikon der Schweiz. Basel 1998, S. 255.