Kantonsschule Reussbühl
Adresse
6015 Littau
LU
Trotz der kurzen Planungs- und Bauphase überzeugt die Kantonsschule Reussbühl durch architektonische Sorgfalt beziehungsweise durch den eigens entwickelten Systembau von Max-Milian Wandeler. Damit handelt es sich um einen typischen Bauzeugen aus der Hochkonjunktur der 1960er-Jahre.
Chronologie
Der starke Anstieg der Schülerzahlen an der Kantonsschule Luzern forderte Ende der 1960er-Jahre neue Schulräume. Der Direktauftrag ging 1968 an den Architekten Max-Milian Wandeler, welcher bereits an der Kantonsschule Sursee mitgewirkt hatte. Als Sofortlösung wurde 1969/70 das bis dato zurückgestellte Lehrerseminar «Seminar Rothen» errichtet und als Kantonsschule genutzt. Aufgrund der Dringlichkeit wurde die Schulanlage in einem Mischsystem aus Vorfabrikation und Ortbeton konstruiert, welches von Wandeler selbst entwickelt worden war. Dies ermöglichte es, die Bauphase auf ein Minimum zu reduzieren und das Gebäude innerhalb eines Jahres in Betrieb zu nehmen.
Lage
Die Kantonsschule Reussbühl liegt im Quartier Ruopigen im Norden von Luzern, auf der Anhöhe zwischen dem Stadtteil Littau und dem Vorort Emmen. Das Areal liegt in einem Mischgebiet, das Industrie und Wohnbauten umfasst, ausserdem ist es von der Anflugschneise zum Militärflugplatz Emmen tangiert. Die Ruopigenstrasse bildet die Hauptachse zwischen Littau und Emmen und erschliesst die Kantonsschule an der südlichen Parzellengrenze. Den Zugang markiert eine kleine Allee. Im Osten der Schulanlage schliesst ein späterer Erweiterungsbau mit Aula und Schulräumen an, gefolgt vom Luzerner Stadtarchiv.
Beschreibung
Die Kantonsschule formt ein U und wird im Osten von einem quadratischen Kopfbau abgeschlossen. Die bauliche Abfolge von Turnhalle, Klassen- und Spezialtrakt fasst eine Hofsituation, die über ein Wasserspiel klimatisiert wird. Die Südostfassade wird von einem Durchgang zum Innenhof unterbrochen und formt so die Haupterschliessungsachse. Der dreigeschossige, flach gedeckte Gebäudekomplex zeigt sich konsequent im Charakter des Systembaus und dessen einheitlich und wohl proportioniertem Raster, welches das Tragsystem und die Geschossdecken beziehungsweise die Fensterbrüstungen hervorhebt. Die Fassaden wirken filigran. Die Fensterbrüstungen waren ursprünglich farblich analog zu den Holz-Aluminium-Fenstern gestaltet. Im Rahmen der letzten Fassadensanierung wurden jedoch markant rote Elemente eingesetzt. Die städtebauliche Idee Max-Milian Wandelers war, dass das Gebäude mit seiner klaren und regelmässigen Struktur eine Ordnung zum unregelmässigen Kontext bilden soll. Ebenso sollte es kein Präjudiz für zukünftige Erweiterungsbauten schaffen.
Das Zentrum der Schule bildet die grosszügige Aufenthalts- und Treppenhalle des Kopfbaus. Diese öffnet sich über vier Geschosse in eine Innenhofsituation. Eine halbgewendelte Sichtbetontreppe verbindet die massiven Betonbrüstungen der einzelnen Geschosse. Auch im Innern des Gebäudes dominiert der Systembau die Raumerscheinung. Die Raumeinteilung folgt der netzartigen Struktur analog der Fassaden, wobei ein quadratisches Raster von 2,40 mal 2,40 Metern festgelegt wurde. In den Korridoren und den Kernzonen wurden die Raumhöhen aufgrund der Haustechnik etwas reduziert, nicht jedoch in den Schulzimmern.
Literatur
- Gmür, Otti. Häuser, Dörfer, Städte. Architekturführer Kanton Luzern. Luzern 2006, S. 377
- Niederberger, Claus. Neue Architektur im Kanton Luzern seit 1930, in: Unsere Kunstdenkmäler. Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte 2/1978, S. 257
- Wandeler, Max-Milian. Das Seminar Rothen in Luzern-Reussbühl, in: Schweizerische Bauzeitung 34/1971, S. 848
- Denkmalpflege und Archäologie (Hg.). Kantonales Bauinventar Luzern