Wie viele Hauptwerke der Nachkriegsmoderne zeichnet sich auch der Hochbau der BBC von Roland Rohn durch ein harmonisch wie raffiniert gegliedertes Bauvolumen aus. Ursprünglich mit modularen Erweiterungen sogar bis zur vierfachen Länge projektiert, setzte der Stahlskelettbau mit Eisenbetondecken auch konstruktive Massstäbe. Er reiht sich ein in ein umfangreiches, qualitätsvolles Werk an Industrie- und Gewerbebauten, die Rohn in der ganzen Schweiz realisieren konnte.
Chronologie
Der BBC-Hochbau (heute ABB) wurde 1952 vom Zürcher Architekten Roland Rohn für den Elektrotechnikkonzern Brown, Boverie & Cie. (BBC) errichtet. Roland Rohn hatte 1945 einen Generalplan für das Firmenareal entwickelt und konnte in der Folge unter anderem die erste Bauetappe des Hochbaus realisieren. Die projektierten weiteren Etappen wurden nicht realisiert. Im Jahr 2006 wurde die Fassade saniert.
Lage
Der Hochbau grenzt im Osten unmittelbar an der Bruggerstrasse, der Haupterschliessung des Industriegebiets im Norden von Baden. Mit zwei Turmbauten ist er der Kopfbau des BBC-Werkareals. Zwischen den Turmbauten ist eine Baumreihe angeordnet, die etwas Distanz zur lärmigen Strasse schafft.
Beschreibung
Das 34 Meter hohe Riegel besitzt sechs Geschosse. Im verglasten Erdgeschoss ist das Stützenraster der Stahlskelettkonstruktion sichtbar; die Brüstungen und Decken wurden in Eisenbeton ausgeführt. Die Fassaden sind vor die Tragwerkskonstruktion gesetzte nichttragende Aussenwände, damit blieb zwischen Fassade und Tragwerk Raum für technische Installationen und Steigleitungen. Um die Durchführung von Kranbahnen zu erlauben, mussten alle Werkstatträume einen gleichmäßigen Querschnitt aufweisen. Deshalb wurden sämtlich Nebenräume in den Erschliessungstürmen untergebracht. Die Werkhallen haben eine lichte Deckenhöhe von rund sieben Metern im Erdgeschoss und 5 Metern in den Obergeschossen. Die vier Obergeschosse sind mit Bandfenstern versehen. Diese wurden zwischenzeitlich ausgetauscht und entsprechen nicht mehr den ursprünglich feineren Proportionen, ebenso wenig die Lamellenstoren: Vormals hatte das Gebäude vertikal gestreifte, aussenliegende Stoffstore. Die Brüstungen bestehen aus hellgrauem Marmormosaik, der Kernbau aus weiss gestrichenem Sichtbeton. Das Dachgeschoss setzt über einem vorkragenden Gesims an und ist zurückversetzt, das Bauvolumen wird dadurch geschickt gegliedert. Die Schmalseiten zeigen den Versatz. Das Flachdach kragt ebenfalls aus. Der gesamte Riegel wird leicht asymmetrisch von zwei Turmbauten gefasst, die ein Geschoss höher sind und mit einem weit auskragenden Flachdach schliessen. Sie beherbergen Nebenräume und die Erschliessung: Das Treppenhaus zeichnet sich mit einer lamellenverkleideten, durchgehenden Fensterfront aus. Der vertikale Akzent der feinen Lamellen unterstreicht die Wirkung der Turmbauten. Als Pendant zu den filigranen Dachvorsprüngen fungieren Vordächer, die konstruktiv kühn aus- und hochkragen und die Portale schützen.
Literatur
- Zeller, Christa. Schweizer Architekturführer 1920–1990. Nordwestschweiz, Jura und Mittelland (Bd. 2). Zürich 1994, S. 96–97
- Stadt Baden (Hg.). Verzeichnis der Baudenkmäler. Baden o.J., S. 16–17
- Rohn, Roland. Neue Industriebauten der AG Brown, Boveri & Co., Baden, in: Das Werk 7/1954, S. 264–268
- Lauterburg, B. Fabrikhochbau der Brown, Boveri & Cie., Baden, in: Bauen + Wohnen 1/1954, S. 7–10 (+ Konstruktionsblätter)
- Menghini, Giovanni. Roland Rohn, in: Rucki, Isabelle; Huber, Dorothee (Hg.). Architektenlexikon der Schweiz. Basel 1998, S. 550