Ehem. Töchterinstitut
Adresse
6283 Baldegg
LU
Architektur
Weitere Bauphasen
Das Spätwerk des Luzerner Architekten Heinrich auf der Maur verrät dessen Wurzeln in der Klassischen Moderne, übersetzt in den Beton-Brutalismus der 1960er- und 1970er-Jahre. Zumindest dies sind Parallelen zum den 1960er-Bauten des Klosters Baldegg von Marcel Breuer. Durch die Auflösung des mittleren Geschosses verliert das an sich schwer wirkende, betont liegende Volumen an Gewicht und passt sich gut in die Gebäudeabfolge des weitläufigen Schulareals ein.
Chronologie
1953 erweiterte Heinrich auf der Maur das seit 1903 auf dem Areal des Klosters Baldegg bestehende Töchterinstitut, 1960 bis 1962 ergänzte er es für das Lehrerinnenseminar um den sogenannten «Südbau». In den 1970er-Jahren war Beat Jordi, der den nahen Klosterneubau leitete, auch am Töchterinstitut tätig. Seit 2005 ist das ehemalige Töchterinstitut in Kantonsbesitz und beherbergt seitdem die Kantonsschule Seetal. Im Rahmen des Nutzungswechsels wurde der Baukomplex von Frank Lüdi modernisiert. 2005 bis 2006 ergänzten die Architekten Andreas Rigert und Patrick Bisang den Baukomplex im Süden um eine Dreifachturnhalle.
Lage
Das Gelände der Kantonsschule Seetal umfasst rund 47’000 Quadratmeter und liegt zwischen Hochdorf und Baldegg, unweit des Ufers des Baldeggersees. Die Gebäude des Schul- und Klosterkomplexes sind nord-süd-orientiert und entlang der Hauptstrasse und den Bahngleisen angeordnet, welche das Areal gegen Osten hin begrenzen. Der langegezogene Schulkomplex ist auf Niveau des Erdgeschosses von einer Passerelle durchzogen, die eine Zirkulation durch sämtliche Baukörper ermöglicht.
Beschreibung
Den Hauptbaukörper bildet ein langer Riegel aus Sichtbeton, der von mehreren aneinandergereihten, flacheren Trakten flankiert ist. Im Nordwesten ist dem flach gedeckten Komplex eine kubische Aula – ehemals der grosse Hörsaal – vorgelagert. Im Osten liegt eine grösstenteils ins Terrain eingetiefte Turnhalle. Der Hauptbaukörper ist horizontal in drei Volumen gegliedert. Das Hauptgeschoss mit seinen umlaufenden, raumhohen Fenstern, den massiven Betonpfeilern und der vorgelagerten, begrünten Terrasse trennt die Sockelgeschosse vom dreigeschossigen Oberbau und lässt diesen schwebend wirken. Die Ost- und die Westfassade des Oberbaus sind durch Bandfenster horizontal gegliedert. Die Ostfassade ist in einer Achse am südlichen Ende mit Loggien versehen, die ausserdem einen offenen Erschliessungskern birgt. An der auskragenden Südseite sind drei Balkone grossen Fensterflächen vorgelagert. Das eingetiefte, zweigeschossige Sockelgeschoss bindet den im Norden gelegenen Altbau an. Im Süden zieht es sich seit dem Turnhallenneubau über den Institutsbau hinaus und fasst einen Hof.
Die Schul- und Werkräume sind im Sockelgeschoss situiert. Im Hauptgeschoss sind Gemeinschaftsräume und Aufenthaltszonen angesiedelt und in den Obergeschossen sind heute weitere Schul- und Musikzimmer angeordnet. Die Aula lässt sich gegen Westen, gegen das Tal hin, grossflächig öffnen.
Literatur
- Gmür, Otti. Häuser, Dörfer, Städte. Architekturführer Luzern. Luzern 2006, S. 177–178
- Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hg.). Kunstführer durch die Schweiz (Bd. 1). Bern 2005, S. 328
- Von Wartburg-Angehrn, Rita. Adieu Töchterinstitut Baldegg, in: Seetaler Brattig 2005, S. 40–42
- Ineichen, Hannes; Zanoni, Tomaso (Hg.). Luzerner Architekten. Zürich/Bern 1985, S. 10–13
- Niederberger, Claus. Neue Architektur im Kanton Luzern seit 1930, in: Unsere Kunstdenkmäler. Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte 2/1978, S. 256
- Denkmalpflege und Archäologie (Hg.). Kantonales Bauinventar Luzern