Ehem. Sonderschulheim
Adresse
6073 Flüeli-Ranft
OW
Das Sonderschulheim Rütimattli war ein Pionierbau im Schweizer Heim- und Pflegebereich. Als typischer Vertreter des Brutalismus, besticht er durch eine Feingliedrigkeit im Massstab und eine differenzierte Materialisierung. Die sensible Modernisierung hat ein wichtiges Baudenkmal bewahrt.
Chronologie
Das «Rütimattli» ist eine Bildungs- und Wohnanlage für Menschen mit Behinderung. Anfänglich war die Einrichtung auf Kinder fokussiert, heute sind es vornehmlich Erwachsene. Die Anlage wurde in den Jahren 1975/76 von den Architekten Jean-Claude und Elisabeth Steinegger errichtet. Bauherrin war die Gloria-Stiftung, die heute unter dem Namen Stiftung Rütimattli Sachseln tätig ist. In den Jahren 2013 bis 2017 renovierte die Unit Architekten AG die gesamte Anlage.
Lage
Südöstlich von Sarnen, eingebettet in Felder und Wiesen oberhalb des Sarnersees, liegt das ehemalige Sonderschulheim an einem aussergewöhnlich ruhigen und idyllischen Ort. Die Erschliessung erfolgt über die Allmendstrasse, von der das Rütimattli abzweigt. Die Anlage besteht aus mehreren Gebäuden. Den Kern ergeben der erhöht positionierte Schul- und Gemeinschaftsbereich mit Turnhalle und Therapiebad, daneben ist das Personalhaus situiert. Den Abschluss bilden fünf zweigeschossige Wohnhäuser im Südosten. Da die Häuserzeile in einer leichten Senke liegt, erfolgt die Erschliessung der Wohnungen im Obergeschoss über die interne Wohnstrasse.
Beschreibung
Die fünf Wohnhäuser folgen leicht versetzt der Topografie. Sie sind mit hoch aufragenden, kubischen Erschliessungskernen verbunden und mit markanten, halbrund geformten Dächern überdeckt – der Vergleich mit Eisenbahnwaggons liegt auf der Hand. Die ganze Anlage besteht aus Sichtbeton, dessen Formbarkeit sich in der Gestaltung widerspiegelt. Auf der Strassenseite sind die Wohnhäuser weitgehend geschlossen ausgebildet. Schlitzfenster gliedern die von gerundeten Formen geprägten Beton-Volumina. Im Kontrast dazu steht die feingliedrige Holzkonstruktion des vorstehenden Dachrands. Auf der Gartenseite staffeln sich massive Wandscheiben, zwischen die zweigeschossige Holz-Glas-Konstruktionen gespannt sind. Die flach gedeckten Kuben schieben sich unter die Waggon-Dächer. In den Zwischenräumen sind überdachte Freibereiche angeordnet, die im Rahmen der Modernisierung teilweise geschlossen wurden. Im Zentrum der Häuserreihe befindet sich ein Aufenthaltsbereich, davor eine neue, gedeckte Terrasse. Neben diesen äusseren Eingriffen im Zuge der Modernisierung, wurden die Wohnhäuser im Inneren komplett neugestaltet und nach heutigem Standard hindernisfrei ausgebaut.
Literatur
- Denkmalpflege Innerschweiz (Hg.). Ohne Grenzen. Junge Denkmäler. Beromünster 2018, S. 23
- Gmür Otti. Bauen in Obwalden (1928-98). Alpnach 1999, S. 36–37
- Rucki, Isabelle; Huber, Dorothee (Hg.). Architektenlexikon der Schweiz. Basel 1998, S. 513–514
- Sonderschulheim «Rütimattli» CH – 6072 Sachseln, Kanton Obwalden, in: Cementbulletin 12/1978
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