Ehem. Fabrik Schild AG
Adresse
6004 Luzern
LU
Architektur
Weitere Bauphasen
Die ehemalige Fabrikhalle der Schild AG gehört zu den wenigen, gut erhaltenen Industriebauten der Moderne in der Innerschweiz. Der sensible wie selbstbewusste Umbau der Scheitlin Syfrig Architekten hat aussergewöhnliche, charaktervolle Raumsituationen geschaffen. Der Rückbau hat die Wohnqualität des angrenzenden Quartiers gesteigert.
Chronologie
1922 übernahm Adrian Schild, ein Tuchfabrikant aus Grenchen, die Volkstuch AG. Später wurde der Kleiderhersteller in Tuch AG umbenannt, 1972 dann in Schild AG. Das Unternehmen fusionierte im frühen 21. Jahrhundert mehrfach. 2013 wurde die Schild AG schliesslich von Globus übernommen und 2019 als eigenständige Marke aufgelöst. Die Produktion war bereits 2003 ins Ausland verlagert worden. Seither wird die Fabrikhalle als Bürogebäude, unter anderem von der Fachstelle für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Luzern, genutzt. Der in den Jahren 1939 bis 1941 von Gottfried Reinhard realisierte Bau erfuhr entsprechend mehrere Veränderungen: 1954/55 erfolgte eine erste, in den Jahren 1962 bis 1964 eine zweite und 1973 eine dritte Erweiterung. Die heutige Gestalt der ehemaligen Fabrik geht auf die Umbauten durch die Scheitlin Syfrig Architekten in den Jahren 1999 und 2003/04 zurück: Der Baukomplex wurde auf die ersten beiden, recht homogenen Bauphasen rückgebaut und die ehemalige Fabrikhalle als offene Bürofläche gestaltet.
Lage
Die ehemalige Fabrikhalle befindet sich im nördlichen Teil der Stadt Luzern. Sie steht an der Kante eines zum Rotsee abfallenden, bewaldeten Hangs am Rand eines Wohnquartiers. Südlich davon befindet sich eine kleine Werksiedlung, neun einfache Einfamilienhäuser aus den Jahren 1944 bis 1946, die für die Mitarbeiter der Tuchfabrik errichtet wurden. Die Erschliessung erfolgt von Osten über den Libellenrain, der direkt an die Nordostfassade, die Schauseite der Fabrikhalle, führt.
Beschreibung
Die auf den Bauzustand von 1954/55 rückgebaute, zweigeschossige Fabrikhalle, eine Stahlbetonkonstruktion, umfasst in der Länge acht konstruktive Achsen. Die Achsen treten als tragende Pfeiler an den Seitenfassaden hervor. Die hellgelb verputzten Wandflächen sind jeweils mit drei Fensterachsen versehen. Die Halle des Obergeschosses wird von drei parallelen Glas-Satteldächern überdeckt und grosszügig belichtet. Der Baukörper ist an der Südostecke leicht eingetieft. Die rundum identische Befensterung trägt der Topografie Rechnung: Das Obergeschoss der Schauseite, die eine zurückhaltende Repräsentation ausstrahlt, umfasst zehn Fenster, eine Fensterachse mehr als das Eingangsgeschoss. Der Haupteingang besetzt die beiden mittleren Fensterachsen und ist eingezogen, seine Leibung mit Klinkersteinen verkleidet. Wie für viele historische Industriebetriebe üblich, prangt auch an der Schauseite der ehemaligen Fabrikhalle Schild AG eine Uhr. Die weitläufige Halle ist mit einer Eisenbetonkonstruktion überspannt: Pilzstützen tragen das Dachwerk.
Für die Umnutzung der ehemaligen Produktions- respektive Maschinenhalle im Obergeschoss waren nur wenige Eingriffe notwendig, insbesondere eine Blackbox für Sitzungszimmer, Küche und WC, halbtransparente Gestelle als Raumtrenner sowie schwebende Deckenpaneele mit Licht-, Lüftungs- und Akustikelementen. Wesentliche Gestaltelemente wie etwa der Fabrikboden und die Fenster konnten erhalten werden. So entstanden grosszügige und lichtdurchflutete, überhohe Büroräume, die das Industriedenkmal spürbar machen. Das Erdgeschoss wird als Werkstatt und Lager genutzt.
Literatur
- Schild: Ein Stück Luzerner Stadtgeschichte, in: Luzerner Zeitung 12.5.2017 (online)
- Stoeckli, Werner. Fabrikumbau Schild AG, Luzern: In eigener Sache, in: Architektur & Technik 8/2007, S. 22–24
- Carlen, Georg. Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Luzern in der Schildfabrik. Die Schildfabrik in Luzern als Denkmal der Industriekultur. Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern 23/2005, S. 88–95
- Syfrig, Marc. Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Luzern in der Schildfabrik. Die Verwandlung einer Fabrik. Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern 23/2005, S. 96–99
- Manser, Jürg. Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Luzern in der Schildfabrik. Verstreut – Konzentriert. Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern 23/2005, S. 100–104
- Ineichen, Hannes; Zanoni, Tomaso. Luzerner Architekten: Architektur und Städtebau um Kanton Luzern 1920–1960. Zürich 1996, S. 137
- Denkmalpflege und Archäologie (Hg.). Kantonales Bauinventar Luzern