
Alters- und Pflegeheim Hof
Adresse
8753 Mollis
GL
Tilla Theus integrierte in ihrem Erstlingswerk in Mollis souverän eine zweiteilige Alterssiedlung in eine historische Anlage. Die grossen Volumina sind nicht nur geschickt aufgebrochen, sondern auch klar gegliedert. Die reduzierte und kubisch anmutende Architektur liest sich zudem als eine Art moderner, abstrahierter Klassizismus und tritt so auf formaler Ebene in einen Dialog mit den Bauten aus dem 18. Jahrhundert.
Chronologie
Das Alters- und Pflegeheim Hof im Ortsteil Mollis der Gemeinde Glarus Nord stammt vom Architektenpaar Hanspeter und Tilla Grüninger-Theus, wobei Tilla Theus, wie sie sich später (erneut) nannte, federführend war und die Bauleitung übernahm. Es war der erste Wettbewerb, den die gebürtige Bündnerin für sich entscheiden konnte – und dies, nachdem sie mit 26 Jahren gerade erst an der ETH Zürich diplomiert hatte. 1974 wurde die Wohnanlage, die sich sorgsam in eine denkmalgeschützte, klassizistische Baugruppe eingliedert, fertiggestellt.
Lage
Das im Dorfzentrum gelegene Alters- und Pflegeheim Hof besteht aus zwei Bauten und wird im Osten von der Steinackerstrasse sowie von Fusswegen erschlossen. Im Westen der Parzelle ist ein Gebäude mit Alterswohnungen angeordnet, im Osten ein Altersheim. Die Wohnanlage bildet mit der 1787 errichteten Villa mit rekonstruiertem Rokokogarten und vorgelagertem Gartenpavillon sowie einem ebenfalls klassizistischen Gebäude aus dem Jahr 1761 ein Bauensemble. In der Villa ist seit 1975 das Ortsmuseum von Mollis untergebracht.
Beschreibung
Bei den Alterswohnungen handelt es sich um ein langgezogenes, mehrfach abgetrepptes Volumen. Der zweigeschossige Bau mit Lochfassade ist mit einem weissen, grobkörnigen Putz verkleidet. Die Wohnungen haben Gartensitzplätze oder Balkone. Fenster und Türen sind rotbraun gerahmt. Die Erschliessung erfolgt ostseitig, wobei Treppen sowohl ins Souterrain als auch ins Obergeschoss zum aussen liegenden Erschliessungskorridor führen.
Das Altersheim besteht aus drei dreigeschossigen, rechteckigen Volumina, die ineinander verschachtelt respektive durch eingezogene Bereiche voneinander abgesetzt sind. Ein langrechteckiger, eingeschossiger Trakt schliesst im Norden westseitig an die klassizistische Villa an. Im Süden ist dem Baukomplex ein eingeschossiger, metallener Wintergarten in Graublau unter einem Pultdach vorgesetzt. Die Materialisierung ist identisch mit den Alterswohnungen, allerdings besitzen die ebenfalls gerasterten Fenster hier zumeist hochrechteckige anstatt liegende Formate. Gegen den Garten und Park ist das Erdgeschoss eingezogen und bietet gedeckte Umgänge.
Literatur
Gadient, Nino. Architektin Tilla Theus. 50 Jahre erfolgreich in einer Männerdomäne. SRF Kultur (online), 16.1.2019. – Kanton Glarus (Hg.). Bildung und Kultur, Denkmalpflege und Ortsbildschutz. Hof und Höfli, 3.2.2015 (Online-Typoskript). – Glarner Architekturforum (Hg.). Verborgen, vertraut. Architektur im Kanton Glarus von 1900 bis heute. Zürich 2011, S. 137–139. – Theus, Tilla. Das Neue für historischen Glanz (Online-Typoskript). – ISOS Gemeinde Mollis. – Beglinger, Fridolin. Rokoko-Garten im Altersheim Mollis/GL, in: Anthos – Zeitschrift für Landschaftsarchitektur 2/1981, Zürich, S. 22–25.